Internetzeitung www.lokales-live.de, 30.04.2007
Cannstatt - Hofen - Steinhaldenfeld- Mühlhausen und Münster feiern den Wonnemonat

In den Orten entlang des Neckars wurde in der Walpurgisnacht die Ankunft des Wonnemonats Mai freudig begangen. Wie es im einzelnen war - lesen sie einfach weiter.


Der Mai ist gekommen - die Bäume haben allerdings in diesem Jahr schön längst ausgeschlagen. Aber die Symbole für die endgültige Verabschiedung des Winters, für die Zeit der Fruchtbarkeit, der Hormonschübe, der Lebensfreude wurden heute aufgestellt. Vier an der Zahl - die Rede ist natürlich von Maibäumen. Die Cannstatter hätten den umfangreichsten in ganz Süddeutschland, verkündete Moderator Wulf Wager auf dem Marktplatz, wo dieses Mordsdrum mit Hilfe eines Kranwagens der Berufsfeuerwehr aufgestellt worden war. Ein Klasse-Rahmenprogramm hatte sich der Veranstalter, der Cannstatter Maibaum Verein einfallen lassen um die vielen hundert Gäste auf dem Marktplatz bis zur absoluten Dunkelheit unterhalten zu können. Der Seniorenchor Cannstatt sang Maienlieder, die irish-folk-Formation "Dunmores" vom heimischen Kulturverein s`Dudelsäckle gab Einblicke in die irische Seele, obwohl kein Guiness zu erhalten war. "TrotzBlech", eine Kübler Musikformation trat auf. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den Einmarsch aller Beteiligten - an der Spitze Cannstatts Büttel, danach die erste Maienkönigin Marina I, musikalisch begleitet durch den Spielmannszug der Kübler. Mit dabei die Trachtengruppe des Kübelesmarktes und die Vorderladerschützen von "Freischütz" Mühlhausen, die jedem Cannstatter nach dreimaligem Salut klarmachten, wo man sich in der Walpurgisnacht trifft. Der Bläserkreis Cannstatt unterhielt die Menschen in der Budenstadt bis man wegen einbrechender Dunkelheit die Noten nicht mehr sehen konnte.

In Steinhaldenfeld hatte man weder den längsten, den dicksten - aber den ersten Maibaum aufgestellt. Noch richtig traditionell mit der Kraft der Oberarme , mit Gabeln und Seilen wie von hundert Jahren wurde dort aufgerichtet. Die Siedlergemeinschaft hatte das Heft in die Hand genommen, jetzt, wo die Siedlung endlich über einen zentralen Festplatz verfügt. Um 18.28 Uhr konnte der Richtmeister feststellen, dass der Baum steht und die zahlreichen Steinhaldenfelder Zaungäste nahmen die Festbänke unter Beschlag. Sehr schnell war der Festplatz angenommen worden "Oa Zapft is" hieß die Devise.

In Hofen geht alles ruhiger, familiärer, gemütlicher zu. Seit Jahren trifft sich Kind und Kegel unter dem Maibaum auf dem Kelterplatz zum Schwätzen, sich freuen, zum gemütlichen Essen und Trinken, Auch dieses Jahr war es nicht anders - die St. Georgs Pfadfinder sind die Veranstalter und der Flecken ist dabei.

Mühlhausen hat heute mittag zuerst die Bewirtungsbuden auf dem Platz vor der Turn- und Versammlungshalle aufgestellt, dann kam erst der Maibaum dran. Die Vereinigung der Mühlhausener Vereine (VMV) unter tatkräftiger Mithilfe der Feuerwehr zeichnete verantwortlich. Den guten Ton hatte der heimische Musikverein "Frei Weg " mitgebracht und dass die Maibaumaufstellung einen gewissen gesellschaftlichen Charakter hat, beweist die Tatsache, dass die Buden sehr gut besetzt waren sehen und gesehen werden, heißt die Devise.

In Münster wurde kein Maibaum aufgestellt. Vielleicht darum, weil man ja eine sehr gute Adresse zum Feiern, zur Begrüßung dieses Wonnemonats hat. Seit Samstag schon findet in der Zaisserei am Neckar das Maienfest statt. Heute Abend gab es Live-Musik durch die Zaisssche "Oberamtshauskapelle" vom Wasen, die zum Tanze bat. Dazu sang der jetzige Ehrenweinvogt Dieter Zaiss seine geschätzten Stimmungslieder oder animierte seine Gäste, mit ihm Maienlieder zu intonieren.

Gegen Mitternacht wird eine Hexe verbrannt - ein Brauch, der aus der Keltenzeit sich herüber gerettet hat. Es geht hier nicht um die Verabschiedung des Winters, sondern um die Fruchtbarkeit in Feld und Flur, die durch die Verbrennung dieser Dämonen erreicht werden soll. Damen, die der Verbrennung beiwohnen, sollen besondere Neigungen zum Gebären im laufenden Jahr entwickeln - sagen die keltischen Druiden. Viele Gäste des "Tanzes in den Mai" hatten bis Mitternacht und danach im Freienstein ausgehalten. Unter der Animation und Anführung von Dieter Zaiss und seiner beiden Musikanten begab sich die Polonaise in den Hof der Zaisserei, wo die präparierte Puppe - mit brennbaren Stoffen getränkt - auf ihre Bestimmung wartete.

Nachdem auch noch der Cannstatter Büttel Wolfgang Pfeffer in voller Montur und mit Helm, samt Schelle sich der Polonaise angeschlossen hatte, stand dem Spektakel nicht mehr im Wege. Die Puppe brannte lichterloh und Zaiss und Pfeffer stimmten gemeinsam das wohl bekannteste deutsche Maienlied an: "Der Mai ist gekommen" - und hundertfach hallte es wieder von den Hängen des Mühlhäuser Berges, der auch als Lage des "Cannstatter Zuckerle" in den Preislisten der Besitzer diesen so begehrten Stoffes steht. Die beiden Vorsänger hatten einen in der breiten Öffentlichkeit vergessenen Text dieses Liedes wieder ausgegraben, in dem der französische General Melac - einer, der neben vielen anderen Orten im Südwestern auch Heidelberg niedergebrannt hat - aufgefordert wird, Cannstatt zu verschonen, lieber "Hedelfenga" anzuzünden.

Im übrigen - auch beim Musikverein Münster wurde in den Mai getanzt.


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