Internetzeitung www.lokales-live.de, 27.04.2008
”Heilix Blechle” - sauguad ond pfiffig



"Heilix Blechle" liegt seinem Publikum sogar zu Füßen.
Foto: Hans Peter Schneider


Bereits zum zweitenmal war das Steiggemeindehaus Schauplatz einer Veranstaltung im Rahmen der diesjährigen Cannstatter Mundarttage. Gestern Abend war „Heilix Blechle“ Gast der vom Weingut Bauer (Boskoop) traditionell dort angebotenen Veranstaltungen. Ein wichtiger Bestandteil von „Heilix Blechle“ ist dort wahrlich kein Unbekannter – und nicht nur dort. Als Mann mit seinem Soloprogramm war Bernhard Bitterwolf schon mehrfach vor den Menschen, die entlang des Neckars wohnen, aufgetreten. Gestern hatte er drei Verstärkungen mitgebracht und das Wort Verstärkung war zutreffender denn je. Alle drei sind Meister ihres Fachs, sprich ihrer Blasinstrumente. Sie sind so gut, dass sie in ihren oberschwäbischen Heimatgemeinden als Dirigenten, als Lehrer wirken und nicht nur deshalb zu Bitterwolf passen, weil der ja auch den Menschen etwas beibringt.

Hinzu kommt, die Vier bemühen auch ihre Stimmbänder gekonnt und ein neugierig machendes Outfit macht die Performance dieser „Boy-Group“ aus Oberschwaben perfekt. Das Besondere, dass sie nicht von der unermüdlich laufenden Gosch des Leitwolfes Bernhard Bitterwolf abhängig sind, sondern ständig selbst Akzente setzen. Dieser nutzt die Übergänge zwischen den einzelnen musikalischen Darbietungen, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Eine Mischung aus alt Bewährtem und Neuem macht es aus, dass dies auch gestern gelungen ist. Bitterwolfs absolute Stärke – er bezieht sein Publikum mit ein. Sei es als Bedienerin einer Korkenschussmaschine oder als perfekte Halter von Moritatenbildern. Er fordert zum Dialog heraus, geht auf die Zurufe ein, ist flexibel und so reaktionsschnell, dass er sogar seine Mitakteure spontan zum Lachen bringt.

Ja, Musik wird auch gemacht. Die vier Herren am Blech in ihrer Unikatshemden – auf der Straße würden sie diese Dinger nicht tragen - verzaubern ihr Publikum mit Präzision, Musikalität ab dem Moment, wo der Mund zum gleichnamigen Stück geht. Ob es Teile der Händelschen Feuerwerksmusik sind, mozartsche Fragmente, bei Tanzmusik, wie sie die Altvorderen geschätzt haben zur konzertanten Musik aus US Produktion bis hin zum Rap oder Hipp-Hopp – die Jungs singen, tanzen, musizieren. Ihr Publikum ist begeistert und diejenigen, die gestern Abend rund zwanzig Plätze nicht besetzt hatten, können sich wirklich ärgern, dass sie den Verlockungen des „Musikantenstadels“ am TV-Gerät erlegen sind - „Heilix Blechle“ war besser.

Hans Peter Schneider


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