Internetzeitung www.lokales-live.de, 20.05.2008
"Wandra, schwätza, Wei probiera"



Im Wengerterhäusle von Andreas Guigas, hoch über dem Neckartal gelegen, stärken sich die Wanderer. Wolfgang Zwinz (Vordergrund, blau-schwarze Jacke) erklärte Historisches, Trollinger Weißherbst erfrischte die Weinwanderer.
Foto: Rolf Klink

Am Sonntag fand zum siebten mal die Weinwanderung "Wandra, schwätza, Wei probiera" in den Mühlhäuser Weinbergen statt - diesmal eine Veranstaltung, die im Rahmen des Mühlhausener Ortsjubiläums durchgeführt wurde.

Die Veranstaltung fand beinahe schon traditionell einen so großen Anklang bei der Bevölkerung, dass sie schon Wochen vorher ausverkauft war.

Am Palmschen Schloss fanden sich 120 Interessierte ein und wurden von dort aus ein kleinen Gruppen von den Mühlhäuser Wengertern durch die Lagen Mühlhäuser Steinhalde und Cannstatter Zuckerle geführt.

An verschiedenen Stationen konnten Weine verkostet werden und die Wengerter informierten über Geschichte, Lage, Rebsorten und Wachstum der Reben.

Die Weinwanderer erfuhren, dass besonders die steilen Lagen mit Trockenmauern dem Weinbau hier besondere Vorteile bieten, denn außer Trollinger, Lemberger und Riesling gedeihen hier auch internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon, Shiraz und Sauvignon Blanc - Reben, die besonders viel Wärme benötigen.

Die Hangneigung garantiere optimale Sonneneinstrahlung und die Steine der Trockenmauern heizen sich zusätzlich auf und geben ihre Wärme nachts an die Umgebung ab. Somit entstehe ein einzigartiges, warmes Klima, welches die Qualität der Trauben und somit auch des Weins fördere. Außerdem seien „die Terrassenwengert ein besonders prägendes Landschaftselement“, so Wengerter und Stallbesenwirt Fritz Raith. Die Bewirtschaftung und Erhaltung der Weinberge sei jedoch sehr zeitintensiv und erfordere von den Wengertern eine gehörige Portion Idealismus. So konnten die Teilnehmer erfahren, dass ein Hektar Rebfläche, was der Größe eines Fußballfelds entspricht, im Jahr einen Arbeitsaufwand von ungefähr 1200 Arbeitstunden bedeutet. Der Großteil der Trauben wird von den Weingärtnern Bad Cannstatt ausgebaut.

Am höchsten Punkt der Weinberge, im Gewann „Berg“ konnte im Wengerthäusle von Andreas Guigas die Aussicht bei einem Glas Trollinger Weißherbst genossen werden, während Heimathistoriker Rolf Zwinz über das Neckartal und den Max-Eyth-See referierte.

Zurück in Mühlhausen im Hof der Familie Raith wurden zum Wengertervesper weitere hochkarätige Weine probiert. Vom fruchtigen Rivaner, über einen herzhaften Trollinger, dem beerigen Pinot Noir bis hin zu Rotweingiganten Cabernet Sauvignon und Lemberger aus dem Barriquefass konnten sich die Besucher von den einheimischen Weinen überzeugen. Hierbei wurde immer deutlicher: es tut sich etwas – weniger Menge, höhere Qualitäten und ein gezielter Weinausbau bringen Weine hervor, die den deutschen, sogar internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchen! Die besonderen Anstrengungen der Wengerter in den letzten Jahren tragen also Früchte. Doch kein Grund sich auszuruhen, denn in ungefähr 120 Tagen beginnt die Lese des 2008er.

Dieser wird dann sicher bei der nächsten Weinwanderung probiert werden können. „Ich bin auf jeden Fall wieder dabei“ war die durchgängige Meinung unter den Besuchern.

Christian Ambach


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