Internetzeitung www.lokales-live.de, 16.06.2007
Es rockte und blueste auf der Kelter


Ein guter Schluss ziert alles- diese Binsenweisheit ist auch für den Abschluss der diesjährigen Cannstatter Mundarttage gültig. Im Saal der Weingärtner Bad Cannstatt, wo sonst die Mitglieder mit dem Vorstand über die Höhe der Auszahlungen händeln, traten gestern die „Hintersche Vier“ auf, eine Formation, die sich dem Schwobafolk und Schwobablues verschrieben hat. Sie kommen aus Wüstenrot an der schwäbisch-fränkischen Sprachgrenze, was ihrem Formationsnamen zu entnehmen ist – reinrassige Schwaben hätten sich „Hendersche Vier“ tituliert. Versöhnt mit diesem Fauxpas ist der Schwabe, weil diese Herren aus einem Ort kommen, der einen Begriff assoziiert, den schwäbische Neugeborene schon vor den Worten Mama und Papa sprechen können – „Bausparkass“. Cannstatts Weingärtner waren gut beraten, auf den Zug „Cannstatter Mundarttage“ erstmals aufzuspringen. Die vier Herren mit „Goschenhobel“, Gitarren, Bass und Ukulele und natürlich vocal“ legten richtig los. Ein sehr schmackhafter Cocktail aus geklauten Rock- und Blues Oldies und wunderfitzigen, knitzen , einfach saumäßig guten Texten, die Frontmann Johannes mit einem erstaunlichen Stimmvolumen sehr gut in Szene setze. Es gehört schon eine gute Prise Witz und Können dazu, aus dem Stones –Hit „Rock´n Roll over the world“ „Schwoba hockad iberall uff d`r Welt“ zu machen. Da war der Nesabach-Blues , den die Rosie aus Botnang singt, die Geschichte von dem, der ungewaschen und ohne Frühstück morgens aus dem Haus auf die „Strampe“ rennt, um dort wegen fehlender Mitfahrer zu registrieren, dass heute Sonntag ist.

Die „Hintersche Vier“ waren mutig – im Weintempel auf der Altenburg sangen sie Loblieder auf den Mooschd (was duat mr de Kender en Schoppa nei?). Versöhnt wurden die Veranstalter sicher mit der allzu traurigen Geschichte des Mannes, der feststellen muss, dass seine gesamten Weinbestände im Keller nicht mehr vorhanden sind und er mit der Melodie des Volkslied-Klassikers „Durch´s Wiesatal gang i jetzt na“ – allerdings gekonnt verbluest – feststellt: „I han jo koin Trollinger meh“, und auch Wolle Kriwanek, selig feierte fröhliche Urständ bei seinem vergeblichen Versuch, „dia Stroßaba zom Kriaga“, der natürlich auch diesmal missllingt und mit dem schwäbischten aller Angebote endet.

Was die vier Vollblutmusikanten auch versuchten, ihr Konzert zu beenden – es misslang lange Zeit. Das begeisterte Publikum forderte immer wieder eine Zugabe. Der letzte Versuch mittels Abgabe je einer Flasche Travertin durch die Genossenschaftsleitung Schmid und Raith an die Bandmitglieder war von Erfolg gekrönt, sodass das Stühlerücken erst nach fast drei Stunden Kurzweil, Labsal für schwäbische Seelen und der Bestätigung, dass Rock und Blues ihre Wurzeln in Schwaben haben, beginnen konnte. Peter Hinderer, Chef vom Cannstatter Kulturverein „s`Dudelsäckle“ und Vater der Mundartage sparte nicht mit Lob für die Veranstalter: „Das erste Mal bei den Mundarttagen dabei und dann gleich die meisten Zuschauer – das kann sich wahrlich sehen lassen.“


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